26.07.2019 „Made in Magdeburg“: 3-D-Visual-Artist und Unternehmer Stefan Haberkorn baut den Dom am Computer nach – und noch vieles mehr.
Magdeburg (vs) l Stefan Haberkorn lebt in mehreren Welten. In der realen ist er ein Magdeburger, der sich für technischen Fortschritt stark macht, der 2005 ein Unternehmen aus der Taufe gehoben hat, das international erfolgreich arbeitet, und der sich freut, „dass die Stadt den Schneid hat, sich als Kulturhauptstadt Europas 2025 zu bewerben“. Als 3-D-Visual-Artist ist er ein Vordenker, der mit seiner Firma „Visualimpression“ in die virtuelle Realität (VR) und in die erweiterte Realität, die „Augmented Reality“ (AR), abtaucht.
Unternehmen vor 15 Jahren gegründet
Schon früh ahnt er, welche unbegrenzten Möglichkeiten sich auf diesem Gebiet auftun werden. Nach seinem Architekturstudium in Magdeburg beginnt der gebürtige Eislebener mit 3-D-Visualisierungen – in einer Zeit, wo es eine überschaubare Anzahl von Programmen gab. Vor 15 Jahren gründet er sein Unternehmen, das sich zunächst auf 3D-Abbildungen von Immobilien konzentriert. Als die Programme komplexer werden, beschreitet Stefan Haberkorn Neuland und entwickelt künstlerische Illustrationen. Damals seien sie die Ersten gewesen, die 3-D-Grafik in diesem Bereich eingesetzt hätten, erinnert er sich.
Der Unternehmer versteht sich immer auch als Künstler, verbindet diese Ader mit neuester Technologie. Diese Kombination bringt seinem Unternehmen unter anderem den Auftrag von „Warner Brothers“, die 3-D-Webseite des Science-Fiction-Kinofilms „Interstellar“ zu gestalten. Ein Durchbruch. „Visualimpression“ arbeitet für Auftraggeber in vielen Ecken der Welt, setzt Architektur-Projekte in Saudi-Arabien um, gestaltet ein Fußball-Stadion in Nigeria, visualisiert Prototypen im Volkswagen-Konzern. Stefan Haberkorn ist ein gefragter Fachmann in Foren und auf Messen, unterstützt als Dozent auch Architektur-Studenten im Dessauer Bauhaus.
Historiker prüfen jedes Detail des Doms
Aktuell hat Stefan Haberkorn mit dem Architekturbüro Sussmann + Sussmann den Magdeburger Dom im Blick, den er „vom ersten Tag an geliebt hat“, dem er seine Diplomarbeit widmet und in vielen Projekten in Szene setzt.
Jetzt ist es ein Projekt, das virtuelle Zeitreisen zu historischen Objekten in Sachsen-Anhalt ermöglichen soll. In Magdeburg sollen die Nutzer dabei ins Jahr 1631 katapultiert werden, zurück an den Tag, wo Tillys Truppen Magdeburg zerstörten. Dafür baut „Visualimpression“ den Dom mit jeder Fuge, jeder Figur nach. Sie scannen den Dom, speisen eine Software mit über 2000 Fotos. Gemeinsam mit Historikern suchen, erfassen, prüfen sie Details des Doms und der Umgebung. Alles soll möglichst wahrheitsgetreu sein. „Der User wird eine Geschichte in der Geschichte erleben und das ganze Ausmaß des Schreckens spüren, aber auch sehen, wie schön es hier vor der Zerstörung war“, sagt Haberkorn.
Mittendrin im Geschehen zu sein, das kennt der Unternehmer auch aus seiner Firmengeschichte. Er erinnert sich an Zeiten, in denen sie mit AR und VR immer wieder Neuland beschritten haben. Jetzt ist es die Software-Entwicklung und die Interaktionen, die alle im Unternehmen beschäftigen. „Einen virtuellen Raum zu schaffen, durch den man sich bewegen kann, das ist die nächste Dimension, der nächste logische Schritt“, sagt Stefan Haberkorn, „weil sich eine völlig neue Welt öffnet.“ Mit Augmented-Reality-Produkten wie AR-Buddy und Virtual-Reality-Assistenten wie VRedie sind Anwendungen entstanden, die sich regional und international vermarkten.
Kooperation mit dem Fraunhoferinstitut
In der realen Welt zieht sich die Verbindung zur Stadt durch die Firmengeschichte. „Visualimpression“ hinterlässt Spuren, kooperiert mit dem Fraunhofer-Institut für Fabrikbetrieb, das im Mixed-Reality-Labor „Elbdome“ mit VR-Technologien arbeitet.
Stefan Haberkorn wünscht sich, dass noch mehr Menschen die Technik nutzen, Vorbehalte abbauen und den Mehrwert erkennen. Er selbst ist auch in seiner Freizeit davon umgeben. Wenn der leidenschaftliche Taucher unter Wasser geht, macht er Fotos oder 360-Grad-Aufnahmen mit einer Drohne, erzählt er. Viel Pionierarbeit müsse noch geleistet werden, damit das nächste Level der Digitalisierung genutzt werden könne, so der Unternehmer. Und: „Wir sind auf jeden Fall dabei.“
„Made in Magdeburg“ ist eine Gemeinschaftsserie von Volksstimme und dem Stadtmarketingverein Pro M. Mehr dazu auch online unter der Adresse www.made-in-magdeburg.com.